… der Christuskirche in Fürstenzell

In Fürstenzell befand sich schon seit langem eine kleine evangelische Gemeindegruppe. Es fanden regelmäßig Gottesdienste im Schulhaus in Fürstenzell statt. Das Kreiskrankenhaus in Fürstenzell verlangte ebenfalls den Dienst des Pfarrers. Einige Bauernfamilien hatten sich im Bezirk niedergelassen.
Im Jahr 1945 wuchs auch im Umkreis von Fürstenzell die Zahl der Evangelischen in kurzer Zeit auf 2000 Seelen an. Die meisten fanden sich in Fürstenzell selbst, in Bad Höhenstadt, Neuhaus/Inn und in Vornbach.
In diesem Jahr wurde in dem genannten Gebiet der Ruf nach einem eigenen Pfarrer laut, da es von Pfarrer Zahn aus Passau unmöglich im ganzen Umfang betreut werden konnte. Der schlesische Heimatvertriebenenpfarrer Feige betreute vorübergehend in den Monaten der Kapitulation und danach die evangelischen Flüchtlinge, die vor allem aus Schlesien, aus der Batschka, aus Ostpreußen gekommen waren.
Danach kam der ungarische Flüchtlingspfarrer Kotsch, dem es von Sulzbach/Inn kommend gelang, eine Anzahl lebendiger Gemeindegruppen südlich Fürstenzell zu betreuen. Überliefert sind sein besonders liebenswürdiges Wesen und seine Fähigkeiten, sich schnell in die Verhältnisse der bayerischen Kirche hineinzufinden. Leider musste er sehr bald die Region verlassen und eine Pfarrstelle in Württemberg übernehmen.
Für ein halbes Jahr wurde sein Nachfolger Superintendent Helmut Bunzel aus Schlesien, wohin er sich auch bald wieder durchschlug, um noch bis 1957 in Polen die dort verbliebenen Deutschen evangelischer Konfession zu betreuen.
Nur einen Monat blieb dann Vikar Rusam, bevor er nach Viechtach versetzt wurde. Da die Gemeinde nun verwaist war, nahm man das Angebot einer Aushilfe in der Person des ehemaligen Pfarrers Dr. Ruf an.
Im Herbst 1948 kam Pfarrer Peter Thorade nach Sulzbach. Er war vor dem Krieg als Vikar der Bekennenden Kirche Oldenburgs bereits in Bayern gewesen, hatte in Nürnberg seine Frau kennen und lieben und die bayerische Kirche schätzen gelernt.
Fürstenzell war die südliche Außenstation des Pfarramtes Passau und am 1. April 1948 zum Vikariat ernannt worden. Peter Thorade betreute diesen Bezirk mit den Gottesdienststationen Fürstenzell, Bad Höhenstadt, Engertsham, Neuhaus/Inn und Sulzbach. Unterrichtet wurde auch aushilfsweise in  Vornbach/Inn.
Das Krankenhaus Fürstenzell erforderte zwischenzeitlich Fahrten auf meist zerfahrenen Schotterstraßen. Drei Jahre lang absolvierte Pfarrer Thorade diese auf einem alten Fahrrad, geliehen von einem katholischen Amtskollegen, bis der 1951 angeschaffte Kleinwagen eine echte Erleichterung brachte.
Die Wohnverhältnisses des Pfarrers waren für heutige Verhältnisse unvorstellbar: Ein nicht beheizbarer Schlafraum und der einzige durch einen alten Küchenherd beheizbare Raum war Wohn-, Arbeits-, Amts- und Kinderzimmer zugleich – und das mit zwei Kindern in einem manchmal lauten Gasthaus.
Erst als sich 1953 in Fürstenzell ein schön gelegenes Grundstück anbietet, das für ein Gemeindezentrum wie geschaffen erscheint, da ist das Ziel sichtbar, das man sich erträumt hatte. Dieses Grundstück wird der evangelischen Gemeinde von der politischen Gemeinde geschenkt.

03.07.1953 Der Landeskirchenrat bildet im Anschluss an die Evang.-Luth. Kirchengemeinde Passau eine „Tochtergemeinde Fürstenzell“, bestehend aus den Markungen Fürstenzell, Altenmarkt, Höhenstadt, Eglsee, Eholfing, Engertsham, Neuhaus/Inn, Neukirchen/Inn, Sulzbach und Vornbach.
19.10.1953 Baubeginn der Christuskirche.
15.11.1953 Grundsteinlegung in Anwesenheit des Dekans, des Landrats Karl, des kath. Pfarrers Schartmann und des Bürgermeisters Brunner mit seinem Gemeinderat.
01.03.1954 Das bisherige „Vikariat Passau – Sitz Fürstenzell“ wird zum „Exponierten Vikariat Fürstenzell“ ernannt.
07.07.1954 Weihe der Glocke aus Altkarke in der Mark Brandenburg.
12.09.1954 Einweihung der Christuskirche in Anwesenheit von Oberkirchenrat Koller aus Regensburg und Dekan Grießbach.
16.06.1956 Die Landessynode der Evang.-Luth. Kirche Bayerns beschließt auf ihrer Tagung im April, das bisherige „Exponierte Vikariat Fürstenzell“ in eine eigene Pfarrei umzuwandeln.
02.-04.02.1957 Kirchenvisitation
07.04.1957 Installation von Peter Thorade als Pfarrer der neugeschaffenen Pfarrstelle durch Dekan Grießbach (Passau).
14.09.1966 Der Kirchenvorstand beschließt den Bau einer Orgel durch die Fa. Eisenbarth (Passau) für DM 27080,00.
1977 Pfarrer Thorade geht in den Ruhestand. Pfarrer Emmert aus Griesbach übernimmt für ein Jahr die Vertretung.
Sommer 1978 Renovierung des Pfarrhauses.
02.09.1978 Pfarrer Volker Herbert wird von Dekan Albert Strohm in sein Amt eingeführt.
05.12.1978 Die Kirchengemeinde bekommt einen eigenen VW-Bus für ihre Gemeindearbeit.
04.09.1979 Die Orte Dommelstadl und Neuburg/Inn kommen zur Pfarrei Fürstenzell.
1984 „Grünes Licht“ für den Bau eines größeren Gemeindezentrums von der evangelischen Landeskirche.
02.03.1985 Pfarrer Volker Herbert verlässt Fürstenzell. Die Dekanatssynode tagt im Fürstenzeller Rathaus.
03.08.1986 Pfarrer Werner Buckel wird in sein Amt eingeführt.
12.07.1987 Grundsteinlegung für das Gemeindehaus.
26.06.1988 Einweihung des Gemeindehauses.
01.10.1994 Einweihung des Kindergartens „Arche Noah“.
29.09.1996 1. Ökumenisches Pfarrfest.
21.07.1997 Landesbischof v. Loewenich besucht Fürstenzell.
22.12.1998 Feier anlässlich 50 Jahre Dekanat Passau.
22.07.2001 Pfarrer Buckel verlässt Fürstenzell, Pfarrer Martin aus Passau übernimmt die Vertretung.
10.03.2002 Pfarrer Andreas Schmidt wird durch Dekan Walter Schmidt in sein Amt eingeführt.
18.05.2003 Einweihung der neugestalteten Christuskirche und der renovierten Orgel durch Regionalbischof Dr. Helmut Millauer.
01.06.2003 Erste Goldene Konfirmation.
2022 Im Januar wird Pfarrer Schmidt verabschiedet. Mit Pfarrerspaar Sabine und Johannes Keller kann zum 1.9. die Stelle bereits wiederbesetzt werden. Fürstenzell wird im Rahmen der Landesstellenplanung gekürzt. Es verbleiben 50% für Gemeindeleitung und Gemeindeleben. 25% sind jeweils für Religionsunterricht und eine Aufgabe auf Dekanatsebene gewidmet.

Bis 2003: Aus der Festschrift „50 Jahre Christuskirche Fürstenzell“